MÄRCHENLAND KAPPADOKIEN

Denken Sie an die Türkei, kommt Ihnen neben den Sehenswürdigkeiten wie Pamukkale oder Ephesos bestimmt auch Kappadokien in den Sinn. Wer kennt denn die einzigartige Tufflandschaft wie aus dem Bilderbuch, über der unzählige Heißluftballons fliegen, nicht aus dem Fernsehen, Postkarten, Reisemagazinen oder Werbeplakaten an Bushaltestellen. In Kappadokien treffen Natur und Historie aufeinander, daher lohnt sich ein Besuch umso mehr, besonders wenn Sie einen Türkei Urlaub für mehrere Wochen gebucht haben. Die Türkei spielt sich nämlich nicht am Strand ab.

Also, zunächst einmal Wissenswertes über die Landschaft und Natur von Kappadokien und rund um das Gebiet, wie diese einzigartigen Felsformationen entstanden sind: Vor Urzeiten, Schätzungen von Geologen zufolge vor Millionen von Jahren, haben die Berge Hasan Dağı und Erciyes Dağı, welche das Zentralgebiet Kappadokien jeweils im Südwesten und Osten umgeben, durch Vulkanausbrüche riesige Mengen Tuffasche ausgeworfen, die sich auf das seit 1985 Unesco-geschützte Gebiet von Göreme gelegt haben. Im Verlauf der Erdgeschichte hat sich diese Tuffasche zu festem Gestein verdichtet und durch Wettereinflüsse kam es schließlich zur Entstehung von verschiedenen Gesteinsstrukturen, die aussehen wie Zuckerhüte, Morcheln, Pilze oder Stangenspargeln. Der weiche Gestein lässt sich ohne großen Aufwand aushöhlen und so sind einzigartige Höhlenwohnungen für verschiedene Wohnzwecke entstanden, die durch ihre ausgeklügelte Bautechnik bis heute faszinieren.

Tufflandschaften soweit das Auge reicht (Bild von cattalin auf Pixabay)

Feenkamine von Kappadokien

Weiche Teile der Tuffgesteine, die sich aus Schichten mit unterschiedlichen Härtegraden zusammensetzen, wurden über Millionen von Jahren der Erdgeschichte hinweg abgetragen und übrig geblieben sind die unwirklich anmutenden Feenkamine, in denen der Legende nach Feen hausten. Seit der Bronzezeit haben Menschen Höhlenwohnungen in den weichen Gestein geschlagen, die verschiedenen zwecken dienten, beispielsweise Wohn-, Lagerräume, Kirchen, Kloster und sogar Taubenschläge in Nischen zur Erzeugung von Dünger für die Landwirtschaft. Seitdem das Gebiet von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde, ist jegliche Aushöhlung der Gesteinsformationen verboten. 

Hinter den Feenkaminen steckt weitaus mehr als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Diese sind nämlich keine primitiven Behausungen oder Tempelanlagen, die eher behelfsmäßig errichtet wurden. Im Laufe der Jahrtausende bauten Siedler nicht nur in die Tiefe, sondern ging es stellenweise bis zu 10 Stockwerke in die Höhe, die über ebenfalls in Tuffstein geschlagene Tritte zu erreichen sind. Die Wohnhöhlen baten den Bewohnern ein schützendes Zuhause und unter der Erde herrschten das ganze Jahr über angenehme Temperaturen von 10 Grad. 

Für wesentlich mehr Bewunderung sorgen die bis heute gut erhalten gebliebenen Anlagen und Städte, in denen bis zu 30.000 Menschen gelebt haben sollen. Die Tuffsteinhöhlen in den unterirdischen Städten reichten bis zu 10 Stockwerke in die Tiefe und waren durch ein ausgeklügeltes System von Luftschächten miteinander verbunden. Wasserspeicher und Vorratskammer versorgten die Stadtbewohner, die Gemeinschaft und Geborgenheit genießen. Zugang zu einigen Städten war nur durch Tore aus riesigen Steinen möglich, die sich schließen ließen, wenn Gefahr durch Angreifer drohte. 

Eine von unzähligen Feenkaminen in Kappadokien (Bild von Tomasz Kowaluk auf Pixabay)

Ein Naturwunder trifft auf reiche Kultur

Die ersten menschlichen Siedlungen in Kappadokien gehen vermutlich bis auf 6000-7000 Jahre vor Christus zurück. Jedoch waren es erst die frühen Christen, die der Landschaft ihre Handschrift aufgedrückt haben. Sie waren auf ständiger Flucht vor den römischen Verfolgern und in den Steinhöhlen von Kappadokien fanden sie ideale Zuflucht. Christliche Gläubige und Mönche bauten faszinierende Kloster, Kirchen und ganze Höhlenstädte, die heute größtenteils besichtigt werden können.

Erst nachdem Christentum 391 nach Christi Geburt im römischen Reich zur Staatsreligion wurde, entstanden die meisten Kirchen und Kathedralen während der Herrschaft von byzantinischen Römern, zu deren Reich das heutige Gebiet gehörte.  Unter der Führung des Erzbischofs Basilius, der seinen Sitz in der heutigen mittelanatolischen Stadt Kayseri hatte, wurden in der Gegend Gemeinschaften von Mönchen ins Leben gerufen. Der Großteil der bis heute erhalten gebliebenen sakralen Bauten stammen aus dieser Zeit. Vor allem beim Anblick der Höhlenkirchen, die von den Mönchen in den Gestein hineingebaut worden sind, kommen heute Besucher kaum aus dem Staunen heraus.

Kulturelle Schätze auf Schritt und Tritt in Kappadokien (Bild von Hans Braxmeier auf Pixabay)

Unheimlich viel zu besichtigen auf engstem Raum

Eigentlich umfasst die Wunderwelt rund um das Ortszentrum Göreme lediglich 25 Quadratkilometer. An die knapp 40 unterirdischen Städte sind bislang bekannt, wobei die Höhlenwohnungen von Kaymaklı und Derinkuyu zur öffentlichen Besichtigung freigegeben sind. Doch können Abenteuerlustige auch die vielen kleinen unterirdischen Anlagen auf eigene Faust weg von Touristenmassen erkunden.  

Viele der in den Stein gebauten Häuser bieten eine schöne Aussicht und besonders lohnenswert ist der Besuch der Festungsfelsen im Tal der Tauben. Seinen Namen hat das Tal den vielen Taubenschlägen zu verdanken, die in Felsen geschlagen wurden und über farbige Einfluglöcher verfügen.

Das rund 2 km entfernte Freilandmuseum Göreme belohnt Touristen mit inzwischen restaurierten Kirchen aus dem 10. und 12. Jahrhundert, die zwar von außen wenig beeindrucken, aber nichtsdestotrotz als bedeutende Kulturdenkmäler zum Unesco-Weltkulturerbe zählen.   

Der Ort Zelve, ein weiteres Freilichtmuseum neben Göreme, besteht hauptsächlich aus Höhlen. Kleine Kirchen, Höhlenwohnungen und ein weitflächiger Klosterkomplex in den weitläufigen Tälern sind einen Besuch wert.

Viele Touristen kommen aus Badeorten wie Antalya mit einem Reiseführer im Gepäck (Bild von Hans Braxmeier auf Pixabay)

Auch Wanderer kommen auf ihre Kosten

In kurzer Entfernung zu Göreme befindet sich Rosa Valley, ein Gebiet, dessen Namensgeber die zahlreichen rosaroten Felsformationen sind. Der Wanderweg bis zur roten Schlucht ist ziemlich gut begehbar und lädt Wanderlustige zum Erkunden ein.

Das Tal Ihlara, welches an die 50 Felsenkirchen und unzählige Höhlenbauten zu bieten hat, eignet sich mit seinem 15 km langen Wanderweg gleichermaßen gut zum Wandern. Besonders das traumhafte Panorama verzaubert Touristen aus aller Welt.

Alles in allem bieten die Wanderwege im Felsengebiet die Möglichkeit, den Touristenmassen zu entfliehen und den Ort in aller Ruhe auf eigene Faust zu erkunden. Außerdem werden die mangelhaft beschilderten Wege und die Einöde ohne Frage äußerst anziehend auf Abenteuerlustige wirken.   

Abenteuerlustige gehen auf eigene Entdeckungstour (Bild von Danny Schreiner auf Pixabay)

Wohnen wie die Einheimischen vor Jahrtausenden

Wenn Sie der Meinung sind, das Wohnen in Höhlen sei ein Ding der längst vergangenen Zeiten, irren Sie sich. Zahlreiche Höhlenwohnungen, einschließlich Klöster, wurden in den letzten Jahren zu Hotels umgebaut, die den Komfort moderner Zeiten mit Jahrtausende altem Wohnstil verschmelzen. In der ganzen Gegend gibt es verschiedene Unterkünfte für jedes Budget, von 5-Sterne-Hotels bis zu niedlichen Pensionen, die Sie vor allem über Airbnb buchen können.

Erwähnenswert sind auch die vielen Restaurants,die nicht nur durch ihre Küche punkten, sondern auch einen herrlichen Ausblick über das gesamte Gebiet mit Tälern bieten. Das sorgt ohne Zweifel für große romantische Momente mit Ihrer Liebsten.

Zu Höhlenwohnungen umgebauten Feenkamine beeindrucken heute Besucher (Bild von Lubov' Birina auf Unsplash)

Kappadokien mit Heißluftballon aus der Luft erleben

Ganz oben auf der Wunschliste der Touristen steht die Fahrt mit dem Heißluftballon. Viele, die sich ohne Höhenangst nach oben gewagt haben, beschreiben das Erlebnis als einmalig und einzigartig. Sie schweben quasi in den Wolken und genießen die atemberaubende Sicht über ganz Kappadokien. Die zahlreichen bunten Luftballons, die frühmorgens in unisono in den Himmel aufsteigen und für ungefähr eine Stunde das Himmelsbild bestimmen, sind neben den Feenkaminen das wichtigste Wahrzeichen des Ortes. Tatsächlich gilt Kappadokien als das größte Gebiet für Heißluftballons weltweit. 

Falls Sie keine Lust auf eine Ballonfahrt haben oder solch einer Nervenkitzel pur Ihnen einfach viel zumutet, lohnt sich der Besuch ins nahegelegene Dorf Uçhisar mit rund 1000 Einwohnern. Der hohe Burgfelsen bietet einen atemberaubenden Panoramablick über den ganzen Ort. Wahrscheinlich ist auch, dass Sie dem einen oder anderen europäischen Ausländer über den Weg laufen, der sich für den Ort als Zweitwohnsitz entschieden hat.

Der Ort Ortahisar ist bekannt durch seinen Burgfelsen aus der frühchristlichen Zeit. Auch die Weintraubenkirche aus dem 8. Jahrhundert ist sehenswert. In der Region gedeihen verschiedene Rebsorten und in der Stadt Ürgüp befindet sich eine große Weinfabrik. Die Weine sind mit Preisen ausgezeichnet und werden ins Ausland exportiert.   

Morgens schmücken farbenfrohe Heißluftballons den Himmel über Kappadokien ((Bild von <a href="https://www.pexels.com/de-de/@tkirkgoz?utm_content=attributionCopyText&utm_medium=referral&utm_source=pexels auf Pexels)