TYPISCH TÜRKISCHE GERICHTE

Auch wenn auf Fleisch basierende Gerichte wie Döner und Kebab vielen zuerst in den Sinn kommen mögen, hat die türkische Küche weitaus mehr zu bieten. Es mangelt bestimmt nicht an kulinarischer Vielfalt,  was größtenteils auf die orientalischen und griechischen Einflüsse zurückzuführen ist. Gekocht wird auch ziemlich oft mit Olivenöl und verschiedene Gemüsesorten kommen zudem in zahllosen Gerichten vor, folglich gehört die türkische Küche zu einer der gesündesten auf der Welt. 

Im folgenden werfen wir einen Blick auf die Gerichte, die typisch für die Türkei sind. Aus Platzgründen jedoch müssen wir uns auf wenige der bekanntesten Gerichte beschränken, die im Grunde lediglich einem Bruchteil der eigentlichen Zahl entsprechen, doch werden Sie sich anhand der Liste einen guten Einblick in die türkische Küche verschaffen können. 

Yaprak Sarması (Gefüllte Weinblätter)

Es gibt zwei verschiedene Arten von gefüllten Weinblättern, die unter viel Zeitaufwand in akribischer Handarbeit einzeln gewickelt und entsprechend gefüllt werden, bevor sie auf dem Teller landen. In der Türkei werden sie häufig als Beilage verspeist, vor allem wenn türkische Hausfrauen zu einem Besuch zusammentreffen.

Die aus der Stadt Isparta stammende Art von Weinblättern besteht aus Reis, der zusammen mit Tomaten, Petersilie, Olivenöl, schwarzem Pfeffer, Salz und Wasser zubereitet wird. Ein Esslöffel Reis wird auf ein Stück eingelegtes Weinblatt gelegt, das wiederum zugeklappt und zusammengerollt wird. 

Die andere Variante ist in der Zubereitung größtenteils ähnlich und der Unterschied liegt in der Füllung, die hauptsächlich aus Zutaten wie gehacktem Fleisch (Rind und Lamm), geriebenen Zwiebeln, Tomaten, Petersilie, Knoblauch sowie Tomatenmark besteht.

Beide Arten der gefüllten Weinblätter werden häufig mit einem Klacks Joghurt und Gemüse oder Nudeln als Beilage serviert.

In der Türkei sind auf Marktplätzen leicht und günstig an eingelegte Weinblätter zu kommen, aber es wird gesagt, dass die heimlich in der Nacht vom Baum des Nachbarn gepflückten Weinblätter am besten schmecken. 

Piyaz (weißer Bohnensalat)

Piyaz ist im Grunde eine Art Salat und stammt ursprünglich aus der Stadt Antalya. Die Speise hat sich unter dem Volk als Arme-Leute-Essen einen Namen gemacht und ist entsprechend mit wenigen und einfachen Zutaten schnell zuzubereiten. 

Hauptbestandteil von Piyaz sind weiße Bohnen, die über Nacht eingeweicht und dann gekocht werden, bis sie durch sind. Die Bohnen werden anschließend mit Tahini (Sesammus/Sesampaste), das mit ein wenig Wasser verdünnt wird, Essig, Petersilie und Salz gemischt. Zum Schluss fügt man Olivenöl, Zitronensaft hinzu und das Ganze wird mit einem hart gekochten und geviertelten Ei geschmückt. Beliebig kann man Piyaz auch mit schwarzen Oliven garnieren.  

Ezogelin Çorba ( Suppe à la Braut Ezo)

Der Legende nach dachte sich die Suppe eine unglückliche Braut namens Ezo im Bestreben aus, ihre Schwiegermutter freundlich zu stimmen. Sie kochte eine Suppe, die sich aus Roten Linsen, Bulgur, Tomatenmark, geriebenen Tomaten und Zwiebeln zusammensetzt, und garniert mit getrockneten Minzen und Chiliflocken (pul biber) aufgetischt wird. 

Ob sich das kulinarische Einfallsreichtum am Ende ausgezahlt hat, ist unklar, aber die Ezogelin Suppe, die ins Deutsche übersetzt soviel wie Braut Ezo heißt, stammt aus einem Dorf unweit der Stadt Gaziantep und ist bis heute für werdende Bräute das Gericht erster Wahl.  

Mantı (Türkische Ravioli)

Wer an eine Stadt namens Kayseri in Zentralanatolien denkt, ihm fällt als erstes die Spezialität Mantı, mit Hackfleisch gefüllte Teigtaschen, ein. Der Grund, dass Kayseri mit Mantı in einem Atemzug genannt wird, geht auf die winzig kleine Form der dortigen Teigtaschen zurück, die viel Geschick erfordern. Dort mussten Frauen nämlich früher mit der Zubereitung des Gerichts ihre Fähigkeiten als Köchin beweisen, wenn um ihre Hand angehalten wurde. Brachten sie das Kunststück fertig und passten 40 Mantı in einen Holzlöffel, so galt die Angebetete als begabte Köchin.

Heute erfreut sich Mantı im ganzen Land großer Beliebtheit. Nicht zuletzt trägt dazu bei, dass das Gericht einfach in der Zubereitung ist. Die Teigtaschen in gesalzenes heißes Wasser geben und 5 bis 10 Minuten köcheln lassen. Danach alles schnell abtropfen lassen und schnell mit Joghurt und Butter servieren. Je nach Geschmack kann man das Gericht auch etwas Minze und Sumach bestreuen. 

Çig Köfte (rohe Frikadellen)

Çiğ Köfte, rohe Frikadelle, ist eine Spezialität aus der Stadt Şanlıurfa im Südosten des Landes. Die ursprüngliche Art enthält gehacktes Rindfleisch, das mit Bulgur, Tomatenmark, Zwiebeln, Knoblauch, Pfeffer und anderen Gewürzen durchgemischt wird. Anschließend wird die ganze Masse durchgeknetet, bis eine formbare Masse entstanden ist. Entscheidet ist dabei die goldene Regel: Wenn man die Masse an die Decke wirft, soll sie dort kleben. 

Aus hygienischen Gründen gibt es nun fast ausschließlich die vegane Variante von Çig Köfte, die länger haltbar ist und sich auch aufgrund des günstigen Preises und der weit verbreiteten Verfügbarkeit großer Beliebtheit bei den Türken erfreut.

Testi Kebab

Testi Kebabı ist ein Gericht, das der Nevşehir Region eigen ist. Das Rindfleisch wird zusammen mit Tomaten, Paprikaschoten, Knoblauch und Butter in einen Tontopf gegeben, der aus roter Tonerde aus dem Kızılırmak Fluss getöpfert wird.

Ist der Eintopf im Holzofen fertig gegart, geht es an die Öffnung des Eintopfes, das mit einer Aluminiumfolie bedeckt und oben am Kopf mit einer geschälten Kartoffel luftdicht versiegelt wird. Am Tisch hält der Koch schließlich den Topf in der einen Hand und mit einem Hammer in der anderen Hand bricht er ihn auf. 

Falls Sie sich in Kappadokien befinden, empfiehlt es sich auf jeden Fall, dieses ortstypische Gericht zu probieren. 

Şakşuka

Die türkische Küche ist zweifelsohne sehr reich an Gerichten, die auf Gemüse und Olivenöl basieren. Şakşuka ist ein pikantes Gemüsegericht, das sich hauptsächlich aus Auberginen, Kartoffeln, Tomaten, Zucchinis, Knoblauch und Peperoni zusammensetzt. Das Gericht gibt es von Region zu Region in verschiedenen Variationen und auch je nach Geschmack kommen andere Zutaten in den Topf. Das fertige Gericht kann unter anderem auch je nach Belieben kalt oder warm und zu Fleisch oder Brot gegessen werden.

Kısır (Türkischer Bulgursalat)

In der türkischen Küche fehlt es nicht an veganen Gerichten und ein leckeres Beispiel ist Kısır, das Kuskus in Nordafrika zum Verwechseln ähnlich ist und als Vorspeise, Hauptspeise oder Beilage verzehrt werden kann. Das Gericht besteht aus Bulgur, Tomatenmark, Frühlingszwiebeln, Petersilie und Olivenöl. Erst Zitronensaft und verschiedene Gewürze verleihen dem Gericht den vollen Geschmack.

Typisch für den Süden verfeinert man Kısır in der Antakya Region zudem mit Chiliflocken und Granatapfelsirup. 

Kuru Fasulye Pilav (weiße Bohnen mit Reis)

Ohne Frage zählt Kuru Fasulye zu einem der Nationalgerichte der Türkei. Diese Ehre geht auf die Vergangenheit zurück, wo sich das Gericht in kalten Jahreszeiten als Fleischersatz und Energiespender vor allem für das arme Volk am besten eignete.  

Die Zubereitung geht auch ziemlich leicht von der Hand. Über Nacht eingeweichte und kurz gekochte weiße Bohnen werden zusammen mit Butter, Zwiebeln, Tomaten und Tomatenmark der Reihe nach in einen Topf gegeben und das fertige Gericht wird nach Geschmack mit Chiliflocken und Pfeffer abgeschmeckt.   

In der Türkei ist Kuru Fasulye weitestgehend ein Haushalt Rezept, doch wird es auch in den ‘Ev Yemekleri’ genannten Restaurants angeboten.

Mercimek Köfte (Linsenlaibchen)

Bis vor kurzer Zeit eher ein Nischendasein geführt und als Armenessen verachtet, erlebt Linse heute in der europäischen Küche eine neue Blüte. Aus der türkischen Küche hingegen ist Linse nach wie vor nicht wegzudenken. 

Mercimek Köfte ist eine Spezialität aus Diyarbakır im Südosten, das von den Einheimischen ‘Belluh’ benannt wird. Die Linsenlaibchen werden aus roten Linsen, fein gemahlenem Bulgur, Salz, fein gehackten Zwiebeln, Lauchzwiebeln, Tomaten und pikanter Tomatenmark zubereitet.

Die fertigen Linsenlaibchen werden auf Salatblättern gereicht und mit einem Spritzer Zitronensaft schmecken sie am besten. 

Hamsili Pilav

Hamsi, hierzulande bekannt unter dem Namen europäische Sardellen oder Anchovis, ist ein wichtiger Bestandteil der europäischen Küche. In der Stadt Rize wird aus den mageren und winzig kleinen Fischen zusammen mit Reis ein köstliches und zugleich einfaches Gericht gezaubert.   

Reis mit einer Mischung aus gerösteten Zwiebeln, Butter, Erdnüssen, Piment, Rosinen, Petersilie und Dill bildet die Basis. Die filetierten Anchovis werden auf dem Reis nebeneinander gleichmäßig aufgereiht und schließlich geht’s in den Ofen.. 

Cağ Kebab

Für die Einheimischen von Erzurum ist es eine ernste Angelegenheit, wenn es um ihr Fleisch geht. Genau aus diesem Grund sind sie auch bereit, für ein Lammfleisch am Spieß mit dem Namen Cag Kebab eine Wartezeit von 12 Stunden in Kauf zu nehmen. 

Zur Zubereitung wird das Fleisch zuerst mit Salz, schwarzem Pfeffer und einer Mischung aus Zwiebelsorten eingerieben und die Marinade einen halben Tag stehen gelassen. Danach wird das Fleisch aufgespießt und horizontal über Holzfeuer gebraten.

Cağ Kebabı wird meist im Lavash Brot, garniert mit dünnen Tomatenscheiben, Zwiebeln und grünen Paprikaschoten serviert.

Inegöl Köfte (Frikadellen auf İnegöl Art)

Köfte, Frikadellen, sind in der türkischen Küche mehr als nur Fleischklumpen. Von ihnen gibt es mehrere Varianten und hinter jedem verbirgt sich meist eine Geschichte aus der Vergangenheit. Dies gilt auch für Inegöl Köfte, das von Mustafa Efendi erfunden wurde, der im neunzehnten Jahrhundert aus Bulgarien nach Inegöl in der Türkei ausgewandert war.

Unterschiedlich bei Inegöl Köfte ist, dass in der Mischung nur Kalbshackfleisch oder Lammfleisch und mit Zwiebeln gewürzte Brotkrumen zum Einsatz kommen. 

İnegöl Köfte sind mit der Restaurant-Kultur der Türken eng verbunden und es lohnt sich auf jeden Fall, besonders im Sultanahmet-Viertel von Istanbul diese köstlichen Frikadellen zu probieren.

Hünkar Beğendi

Dem Wortsinn nach bedeutet Hünkar Beğendi ‘Ihre Majestät war entzückt’. Das Gericht an sich hingegen ist eine Art Lammragout auf cremigem Auberginenpüree. 

Die Hauptbestandteile von Hünkar Beğendi sind Lammfleisch und Auberginen, die getrennt zubereitet werden, bevor sie sich zu einem Gericht zusammenfügen. Zum Servieren werden pro Portion ungefähr zwei Esslöffel vom Auberginenpüree auf einem Teller ausgebreitet und das Fleisch mit etwas Soße mittig verteilt.

Menemen (Gemüse mit Ei)

Wenn etwas auf einem türkischen Frühstückstisch nicht fehlen darf, dann Menemen, das eine Ei-Gemüse-Pfanne ist. Das Gericht ist in der Türkei sehr beliebt, weil es einfach zuzubereiten ist und wenige Zutaten erfordert. Eier, Tomaten, Zwiebeln, Paprika leicht zusammmenrühren und das Ganze abschließend mit Salz und Pfeffer abschmecken und schon ist das Frühstücksgericht bereit zum Servieren. Es gibt auch Varianten mit Käse, Auberginen oder Knoblauch, die dem Ganzen eine etwas andere geschmackliche Note verleihen.