ANTIKE STADT EPHESUS

In jedem Land gibt es Orte, welche in einem Atemzug mit ihm genannt werden. Nicht erstaunlich, dass Sie sich schon aus diesem Grund verpflichtet fühlen, einen Ausflug zu machen. Das antike Ephesus in der Türkei, das in der ägäischen Region zwischen Bodrum und İzmir liegt, ist ein solches Paradebeispiel und sollte ganz oben auf der persönlichen Liste der zu besichtigenden Orte eines Türkei-Urlaubers stehen. Nämlich ist es doch kein Zufall, dass die antike Stadt zu den meistbesuchten touristischen Orten in der Türkei zählt. Die bis heute überwiegend gut erhalten gebliebenen antiken Ruinen ermöglichen eine Zeitreise in die Vergangenheit, die Sie mit Sicherheit begeistern wird.

Die zutage geförderten Ruinen zeugen heute von der Großartigkeit der antiken Kultur (Bild von Zigor Agirrezabala Vitoria auf Pixabay)

Entstehungslegende und erste Siedler

Die Legende zur Entstehung der antiken Stadt ist interessant, und daher eine kurze Erwähnung wert: Dieser zufolge hat ein Eber den ersten Siedlern den Weg zu dem Ort gewiesen, den zuvor ein Orakel ihnen vorausgesagt hatte. Sie entdeckten daraufhin den zu diesem Zeitpunkt am Meer liegenden Ort, der sich im Laufe der Zeit landeinwärts verschob.

Die ersten Spuren einer Siedlung am Ort gehen auf das Jahr 5. Jahrtausend v. Chr zurück. Jedoch lässt sich heute feststellen, dass frühestens im 2. Jahrtausend am Anfang der Bronzezeit ein regionales Zentrum namens Abasa dort entstanden ist. Erst ab dem 10. Jahrtausend v. Chr. dann erlangte Ephesus durch die Ankunft der ionischen Siedler seine heutige Bedeutung. Aller Wahrscheinlichkeit nach waren es diese Siedler, die die Stadt Abasa entdeckten und von neuem besiedelten. Durch das Zusammentreffen mit dem einheimischen Volk entwickelte sich im Laufe der Zeit eine neue Glaubensrichtung, die aus einer Mischung des Glaubens an die Göttin Kybele und des griechischen Artemiskultes bestand. Der neue Kult fand seinen Höhepunkt im Artemistempel, der nach der Niederbrennung wieder aufgebaut wurde. Erst im Jahre 294 v. Chr wurde die um den Tempel herum aufgebaute Stadt auf Befehl von Lysimachos an den Standort von heute verlegt.

Unsprünglich lag die Stadt am Meer, aber sie verschob sich mit der Zeit mehrere Kilometer landeinwärts (Bild von Hasan Göç auf Pixabay)

Was gibt es in Ephesus heute zu sehen?

Vor den Toren der antiken Stadt bietet sich den Besuchern ein aus der Türkei bekanntes Bild an. Händler von den vielen Souvenir- und Teppichläden stellen ihre Ortskenntnisse gerne kostenlos zur Verfügung und zeigen am Ende eines netten kurzen Gesprächs im Stehen auf den eigenen Laden, wo Vasen, Münzen und andere Mitbringsel verkauft werden. 

Ihr Interesse hingegen gilt natürlich der zu Ihren Füßen liegenden antiken Stadt Ephesus, deren Ruinen in 1869 von einem Engländer namens John T. Wood beim Bau der Eisenbahnstrecke zwischen Izmir und Aydın rein zufällig zutage gefördert wurde. 

Bereits der Gang durch das Magnesium Tor, das sich über eine Fläche von 2500 m2 erstreckt, verschafft Ihnen einen Einblick in die Welt der hellenistisch-römischen Lebensart. Vor allem die Marienkirche und das politische Zentrum Odeon, in dem sich der Stadtrat versammelte, zeugen von der üppigen Bauweise der damaligen Zeit. Selbst inmitten von Touristenmassen werden Sie mit Sicherheit von der Idylle mitgerissen werden.

Die einstige Küstenstadt war seit seiner Gründung im 2. Jahrhundert ein wichtiger Handelsort. Erwähnenswert sind nicht nur die beeindruckenden Gebäude, sondern auch die ausgeklügelte Wasserversorgung und das hochentwickelte Heizsystem, die der damaligen Zeit weit voraus waren. Über die ganze antike Stadt verstreut reiht sich ein Meisterwerk ans andere. Zwar ist von dem weltberühmten Artemistempel, der zu einem der antiken sieben Weltwunder gehört, wenig übrig geblieben, doch zählt er zu den Highlights jeder Besichtigung. Nach der Brandstiftung des ersten Tempels wurde ein sogar größerer wieder komplett aus Marmor erbaut, der jedoch in 262 n. Chr. ebenfalls Opfer einer Zerstörung durch Krieg wurde. Ein anderes Meisterwerk, die Celsus-Bibliothek, die mit ihren geschätzten 12.000 Schriftrollen leider durch ein Erdbeben im 10. Jahrhundert zerstört wurde, konnte immerhin teilweise aus seinen Trümmern rekonstruiert werden. Nach jahrelanger harter Arbeit gelang es den Architekten tatsächlich, aus Hunderten von Trümmerteilen die Außenfassade der Bibliothek vollständig zu errichten und sogar einige Skulpturen nach der Rekonstruktion an ihren ursprünglichen Platz zu stellen. Heute begrüßen Weisheit, Tugend, Rechtschaffenheit und Bildung erneut die Besucher.

Die Kuretenstraße alleine, die zur oberen Agora führt, weist eine unglaublich große Anzahl an Tempeln, Strukturen und Mosaiken auf. Sie werden sich in der Zeit zurückversetzt fühlen, daher ist es ratsam, einen ganzen Tag einzuplanen, falls Sie alle Sehenswürdigkeiten entlang der Straße ohne Zeitdruck erkunden wollen.

Auf dem Weg zum großen Theater, der entlang der berühmten Marmorstraße führt, sollten Sie Sie sich nach einem Fußabdruck und Frauenkopf umschauen, der zum damaligen Zeitpunkt als Wegweiser zum Freudenhaus diente. Am großen Theater angekommen werden Sie nichts als Ehrfurcht vor dem 38 Meter hohen Bauwerk empfinden. Das Theater bietet auf seinen 66 Sitzreihen 24.000 Zuschauern Platz und sowohl der gute Zustand als auch die gute Akustik ermöglichen, dass auch heute auf der Bühne Konzerte und Aufführungen stattfinden. Allerdings hat an der Bühne der Zahn der Zeit genagt und von den ursprünglich drei Stockwerken ist nur das unterste bis heute erhalten geblieben.

Alles in allem steckt Ephesus voller historischer Sehenswürdigkeiten. Um sie alle gebührend zu erkunden, sind mehrere Tage nötig. Zusätzlich zu den bereits erwähnten Bauwerken sollten Sie sich außerdem auf keinen Fall den alten Hafen, die Hanghäuser, den Verulanusplatz, das Stadion sowie das Theater Gymnasion entgehen lassen.

Das große Theater von Ephesus ist bis heute zum größten Teil gut erhalten geblieben (Bild von David Mark auf Pixabay)

Tipps und Hinweise rund um Ephesus und die Umgebung

Ephesus zählt zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten in der Türkei und steht dementsprechend ganz oben auf dem Reiseprogramm vieler Rundreisen. Eine andere und bequeme Anreisemöglichkeit bieten Busse, die von den nahegelegenen Orten aus direkt die antike Stätte anfahren. 

Die ganze Ruinenstätte ist zwar sehr groß, aber in der Hauptsaison, besonders ab Mittagsstunden, ist der Ort von Touristenmassen überlaufen. Deshalb können Sie nichts falsch machen, wenn Sie sich mit dem ersten Hahnenschrei auf den Weg machen, um zur frühen Morgenstunde am Ort einzutreffen. Außerdem herrschen in der Gegend während der Sommermonate hohe Temperaturen und Schatten ist Mangelware. Sie sind daher gut beraten, sich vorher reichlich mit Wasser und Sonnencreme einzudecken. Dies gilt auch für Getränke und Snacks, die in den Läden vor Ort ziemlich teuer sein können.

Die nächstgelegenen Unterkünfte befinden sich in Selçuk. Allerdings können Sie auch Kuşadası, Şirince oder Güzelçamlı für eine Übernachtung in Erwägung ziehen. Kuşadası ist der touristischste Ort der Gegend, was hauptsächlich daran liegt, dass Kreuzfahrtschiffe im Hafen kurz anlegen. Şirince ist ein in den Bergen gelegenes Weindorf wie aus dem Bilderbuch. Güzelçamlı ist eine touristisch weniger erschlossene Version von Kuşadası und erfreut sich besonders bei einheimischen Touristen großer Beliebtheit. Geheimtipps sind die abgelegenen Kieselstrände und Wanderausflüge in der Hoffnung, den letzten Wildpferden der Türkei über den Weg zu laufen. 

Reiselustige können weitere Reiseziele in der Nähe bei einem Tagesausflug kennenlernen. Mit einer Tagestour, die aus Reisestationen Priene, eine andere antike Stadt, Milet und Didyma besteht, schlagen Sie anstatt der sprichwörtlichen zwei Fliegen insgesamt drei. Schlussendlich lohnt sich der Besuch von Aphrodisias auf jeden Fall.

Auf dem ganzen antiken Gelände herrrscht vor allem in den Sommermonaten reges Treiben (Bild von PublicDomainPictures auf Pixabay)